ine einzige Familie beeinflusst die Musikwelt der Renaissance wie keine andere: Von Venedig bis London – die Bassanos stellen Instrumentenbauer, Musiker, Komponisten …
Passend dazu wird dieses Konzert vom Klang der grossen Blockflötenfamilie getragen. Im Consort mit bis zu sechs Stimmen erklingt Musik, die durch die Bassanos komponiert, festgehalten und kreativ verwandelt wurde.
Mit dieser Hommage bietet ReRenaissance zum ersten Mal ein Programm, dass sich ganz dem Klang der Blockflötenfamilie widmet.
Die gespielten Consortblockflöten sind Kopien von erhaltenen Instrumenten der Bassanos. Denn neben instrumentaler und kompositorischer Exzellenz brachte die Familie auch ihre Tradition im Blockflötenbau
nach England.
Die Blockflötist:innen: Mira Gloor, Laura Hanetseder, Amy Power, Lea Sobbe, Andreas Böhlen (Leitung) und Tabea Schwartz (Leitung)
Die Blockflötistin Tabea Schwartz, Mitbegründerin von ReRenaissance, antwortet auf Fragen von Dr. Thomas Christ. Neben ihrer Arbeit im Vorstand ist Tabea Schwartz hauptverantwortlich für die musikalische Planung des Programms.
Thomas Christ: Liebe Tabea, bevor wir uns über Fragen zur Vermittlung Früher Musik unterhalten, möchte ich dich fragen, wie du den Weg vom Wohnzimmer in die internationale Welt der gefragten Blockflötistinnen gefunden hast.
Tabea Schwartz: Danke!
Mit den Wegen ist das so eine Sache – «I took the one less traveled by and that has made all the difference …» (R. Frost) (Deutsch: «Ich habe den am wenigsten bereisten gewählt, und das hat den Unterschied ausgemacht …»)
Tatsächlich waren Musik und besonders die Blockflöte in ihrer Fülle historischer Erscheinungen schon immer ein wichtiger Teil meines Lebens. Es ist natürlich ein langer Weg vom kindlichen Vergnügen am Instrument, über die ersten Horizonterweiterungen und musikalischen Ermächtigungen, die damit so gut spürbar werden, zu einem Studium mit seiner umfassenden künstlerischen Kontextualisierung und hin zu einer frei gestalteten Berufsausübung. Aber die zugrundeliegende Kreativität schien mir immer ein natürlicher Weg in einem grösseren Kontext, den ich mit ernsthafter Freude begehe!
Ob man damit «ankommt» oder «gefragt ist», ist allerdings für ausführende Musiker:innen in dieser sehr diversen Szene eigentlich nicht planbar und im Grunde genommen nie aussagekräftig oder anhaltend gültig festzustellen. Deshalb ist es wohl nicht schlecht, sich, so gut es geht, mit diesem Nebeneffekt des Musikmachens nicht allzu sehr zu befassen. Ich bin einfach sehr dankbar, dass ich das, was ich liebe, als Beruf ausübe, und denke gern an all die spannenden und lohnenden Projekte, die ich damit schon erlebt habe und an diejenigen, die für die Zukunft geplant sind.
Dazu kommt auch (eventuell geschieht das in der Frühen Musik mit ihrer grossen Selbstverantwortlichkeit in Sachen Hintergrundkönnen und Hintergrundwissen gar verstärkt), dass das erwählte, verehrte Musikinstrument wiedererkannt wird, als was es eigentlich immer war: als Instrument zur Musik. Die künstlerische Materie liegt mir natürlich besonders am Herzen, und so können auch noch andere Mittel zum Einsatz kommen, zum Beispiel Zweitinstrumente. Dazu kommen die vielen Facetten von Forschung und Vermittlung: alles zusätzliche Mittel auf dem Weg zu noch mehr Musik.
TC: Das Forum für Frühe Musik ReRenaissance erfreut sich zwar grosser Beliebtheit und lebt auch von einem beherzten Fanclub, doch am Anfang steht ein musikalischer Leitungskreis, welchem du angehörst. Kannst du uns berichten, wie er entstanden ist und wer dazu gehört?
TS: ReRenaissance fühlt sich für mich bis heute an wie ein schönes Märchen:
«Es war einmal am 4. April 2019 eine Nachricht der Initiantin Elisabeth Stähelin. Sie hatte mich damals kontaktiert und gefragt, ob man in Basel nicht ein Angebot für vor-barocke Musik schaffen könnte und ob ich dabei wäre, die künstlerische Leitung zu übernehmen und etwas Entsprechendes aufzubauen. Basel hatte sich als internationaler Hotspot der Alten Musik längst einen einmaligen Ruf aufgebaut, bis 2019 war aber in der Szene der Alten Musik hauptsächlich Repertoire zu hören, das ungefähr zwischen 1600 und 1800 entstanden ist. Ich war überzeugt: den wunderbaren, älteren Musikschatz des humanistischen Zeitalters wiedererklingen zu lassen, würde sicher grossen Anklang finden bei Publikum wie Performer:innen und nicht zuletzt auch eine Lücke in der Basler Konzertszene füllen … und damit neue Möglichkeiten schaffen. Diese gelebte Renaissance der Renaissance taufte ich ReRenaissance. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute?»
Nun, damit ging natürlich die Arbeit erst richtig los!
Es war wunderbar, dass wir schon für den ersten Leitungskreis des gleichnamigen gemeinnützigen Vereins Marc Lewon und Elizabeth Rumsey gewinnen konnten. Die Realisierung des Konzertforums war von Anfang an mit grossem administrativem aber auch künstlerischem Aufwand verbunden. Zu den Verantwortlichkeiten des Leitungskreises gehören das Recherchieren und Erstellen des ambitionierten Jahresprogramms, innerhalb dessen wir auch die Leitung oder die Co-Leitung der Konzerte übernahmen.
So waren wir sehr glücklich, den Leitungskreis nach drei Jahren erweitern zu können: Mit Ivo Haun, Catherine Motuz und Grace Newcombe sind wir nun zu sechst und hoffen, mit unseren verschiedenen Hintergründen und Spezialisierungsgebieten die konzeptionelle und künstlerische Arbeit möglichst breit abstützen zu können.
Die Arbeit des Leitungskreises ist nach wie vor ehrenamtlich – und so sind wir besonders dankbar für die ebenso ehrenamtliche Arbeit der Vorstandsmitglieder, die Grossartiges leisten – beispielsweise in der Akquise von Drittmitteln, ohne die unsere Ideen und Visionen nicht umgesetzt werden könnten. Auch die Zusammenarbeit mit unserer Geschäftsführung ist gerade wegen der naturgegebenen, gegenseitigen Bedingtheit von künstlerischem Schaffen und administrativ-logistischen Voraussetzungen eine besonders enge und fruchtbare.
«Ich bin dabei!»
Von DAVID FALLOWS
Auf weit über hundert Holzblasinstrumenten des 16. Jahrhunderts findet sich ein Herstellerzeichen, das allgemein als «Hasenfuss» umschrieben wird, mir aber eher wie zwei leicht nach innen geneigte Ausrufezeichen vorkommt. Jahrelang war niemand in der Lage zu erraten, um wen es sich dabei handelte, aber jetzt scheint sich die Forschung einig zu sein, dass das Zeichen zur Familie Bassano gehört, die vor allem in England tätig war. Ihr eigentlicher Name war Piva (was für mich eine Tanzgattung ist), aber als sie nach England kamen, scheinen sie den Namen ihrer Heimatstadt in Venetien, Bassano del Grappa, angenommen zu haben (allerdings ohne den «Grappa»-Teil). Seit der Zeit Heinrichs VIII. und bis zum Ende des Jahrhunderts dominierten sie die Musik auf allen Arten von Blasinstrumenten in England.
Obwohl Bassanos unter den englischen Musikern zahlreich vertreten waren, haben sie nur sehr wenige Kompositionen hinterlassen. Dieses Konzert feiert also Musik für Blasinstrumente im England des 16. Jahrhunderts, mit einem gewissen Schwerpunkt auf den zahlreichen Ausländern, die die Szene belebten. Einige meiner Lieblingsstücke stehen auf dem Programm – also: keinesfalls verpassen!
Übersetzung: Marc Lewon
Barfüsserkirche
Historisches Museum Basel
Barfüsserkirche
Historisches Museum Basel
Barfüsserkirche
Historisches Museum Basel
Haus zum Kirschgarten
Historisches Museum Basel
Barfüsserkirche
Historisches Museum Basel
Barfüsserkirche
Historisches Museum Basel
Barfüsserkirche
Historisches Museum Basel
Basel, Martinskirche
Barfüsserkirche
Historisches Museum Basel
Barfüsserkirche
Historisches Museum Basel