Vergangene und zukünftige Konzerte
Weitere Konzerte 2021
25. April 2021
Pren de bon cuer
Chansons für Traversflötenconsort aus den Drucken von Pierre Attaingnant (1533)
Im Gepäck des Schweizer Theologen, Pädagogen und Lexikographen Johannes Fries gelangt 1536 eine kleine Kostbarkeit aus Paris nach Basel: eine Grifftabelle für die Traversflöte, persönlich von ihm notiert. Vielleicht hatte er das Instrument in Paris erlernt, vielleicht beherrschte er es aber auch schon vor seiner Reise nach Frankreich und hatte es bereits in seiner Schweizer Heimat gespielt. Auf jeden Fall aber muss er die Drucke des Parisers Pierre Attaignant gekannt haben, denn als Liebhaber und Kenner kann ihm nicht entgangen sein, dass Attaingnant seine Chansonsammlung von 1533 explizit für Block- und Querflöten vorgesehen hatte. Der delikate und ausdrucksstarke Klang des Traversoconsorts und die melancholischen Chansons seiner Zeitgenossen scheinen auf Fries einen bleibenden Eindruck hinterlassen und ihn noch weit über seine Frankreichreise hinaus begleitet zu haben..
Johanna Bartz – Traversflöte; Leitung
Mara Winter, Tommaso Simonetta, Francesca Grilletto – Traversflöte
Rui Stähelin – Laute; Gesang | Marc Lewon – Organisation
30. Mai 2021
Misura, Memoria, Aiere, Mayniera
Guglielmo Ebreo (*1420): Das Erbe italienischer Tanzmeister
Vor 600 Jahren kam Guglielmo Ebreo in Pesaro zur Welt. Neben seinem Meister Domenico da Piacenza gilt er heute als einer der wichtigsten Tanzmeister des 15. Jahrhunderts. In dieser Tanzkultur wird die sichtbare Bewegung des Körpers als Seelenspiegel verstanden. Zur Ausübung dieser Kunst braucht es «Misura», die Konkordanz von Musik und Bewegung, «Memoria», die aufmerksame Beachtung und Verinnerlichung der Abfolgen, «Aiere», die Präsenz und Geschicklichkeit in der Ausführung, und «Mayniera», das kunstvolle Ausschmücken der Schritte. Drei Musiker*innen und drei Tänzer*innen gestalten ein Programm, das in Tanz und Musik die innere Anmut einer ganzen Epoche reflektiert.
Véronique Daniels – Tanz; Leitung
Martin Meier und Christian Tanner – Tanz
Félix Verry – Fidel, Lira da braccio
Silke Gwendolyn Schulze – Blockflöten, Einhandflöte & Trommel/Schlagbordun, Doucaine
Marc Lewon – Laute, Quinterne, Cetra; Co-Leitung
27. Juni 2021
Happy Birthday, Henry!
Königliche Musik zum 530. Geburtstag
Als König und Ehemann berühmt und berüchtigt, war Henry VIII. (28.6.1491–28.1.1547) zeitlebens auch ein begeisterter Musikliebhaber. Dies spiegelt sich wider im umfassenden Inventar seiner Besitztümer, das kurz nach seinem Tod 1547 erstellt wurde. Weit über hundert Instrumente sind hierbei erfasst. Zu den heute noch erhaltenen musikalischen Schätzen gehört das Manuskript der British Library Add. 31922, durch das wir einen Eindruck erhalten, was abseits von Ehekrise und Politik in den Gemächern des Königs musiziert wurde. Einige der Stücke sind gar dem „Kynge H. VIII“ selbst zugeschrieben. Mit diesen und anderen Lieblingsliedern des Königs gratulieren wir am Vorabend seines 530. Geburtstages: Happy Birthday, Henry!
Tessa Roos – Gesang | Emma-Lisa Roux – Laute, Gesang | Grace Newcombe – Gesang, Tasten
Claire Piganiol – Harfe, Blockflöte | Elizabeth Rumsey – Viola d'arco, Blockflöte
Tabea Schwartz – Blockflöte, Viola d'arco; Leitung
25. Juli 2021
Ite, sospiri ...
Die klingende Poesie des Serafino von Aquila (1466–1500)
Als Schüler von Josquin des Prez und bekennender Petrarkist wurde der Dichter und Musiker Serafino Aquilano selbst zur Koryphäe seiner Zeit. Doch sein Erbe geht mit einer gewissen Melancholie einher, denn sein eigentlicher Ruhm liegt in der allzu vergänglichen Kunst der Improvisation. Glücklicherweise ist genug seiner Musik und Dichtung erhalten, um den meisterlichen Ruf zu rechtfertigen und uns ein Fenster in diese blühende Kunst der Renaissance zu öffnen. Harfe, Laute und Viola eignen sich damals wie heute zur Begleitung von Strambotti und Oden; und mit dem ätherischen Klang der metallbesaiteten Cetra und der gestrichenen Lira wird dem grossen Respekt der italienischen Humanisten vor den künstlerischen Errungenschaften der Antike Tribut gezollt.
Jacob Lawrence – Gesang, Lira
Marc Lewon – Laute, Cetra
Masako Art – Harfe
Elizabeth Rumsey – Viola d'arco, Lira; Leitung
29. August 2021
Mundus mirabilis domini Amerbachii
Dialog der Tasten zu Basel
Die Freundschaft zwischen Kettenacker und dem Hause Amerbach stand im Mittelpunkt des Eröffnungskonzertes im Juni 2020. Gut ein Jahr später wird diese Spur aufgenommen und weiterverfolgt, um dem signifikanten musikalischen Erbe Basels Tribut zu zollen. In Verbindung mit Kettenacker mag Bonifacius Amerbachs Musikaffinität buchstäblich noch in Kinderschuhen gesteckt haben. Dieses Programm widmet sich seiner eigenen Sammlung, die ihn ins Erwachsensein begleitete. So zeichnete er für die Überlieferung eines umfangreichen Manuskripts mit Musik für Tasteninstrumente verantwortlich. «Sum Bonifacij» (ich bin Bonifacius) ist auf der ersten Seite zu lesen. Die Musik dieses Konzertes bietet einen Einblick in die internationale Klangwelt des Humanismus rund um Amerbachs Basler Tabulaturen für Clavicytherium, Renaissance-Cembalo und Orgel.
Corina Marti und Sofija Grgur – Clavicytherium, Renaissance-Cembalo und Orgel
Organisatorische Verantwortung: Tabea Schwartz
26. September 2021
Canziones para menestriles
Blasmusik in Nordspanien
Auf einem Steilhang mit Blick über den Fluss Arlanza liegt die Stiftskirche San Pedro von Lerma in Nordspanien. Dank der Schirmherrschaft des Herzogs von Lerma erlebte dieser Ort zwischen 1607 und 1618 eine kurze, aber intensive Phase aufwändiger Musikdarbietungen. Aus dieser goldenen Ära haben zwei Handschriften mit "canziones para menestriles" die Zeiten überdauert, die ein Repertoire für das Blasensemble der Kapelle enthalten. Eine der Handschriften spielte die Schlüsselrolle bei der Wiederentdeckung des franko-flämischen Komponisten Philippe Rogier (Felipe Ruger), dem «maestro di capilla» von König Philipp II. Die andere enthält die damaligen "Greatest Hits" von Josquin bis Marenzio – ein Zeugnis dafür, wie international der herzögliche Hof orientiert war.
Catherine Motuz – Posaune, Leitung
Katharina Haun – Zink
Ann Allen – Pommer
Maximilien Brisson – Posaune
Carles Cristobal – Dulzian
Verantwortung: Elizabeth Rumsey
31. Oktober 2021
Chantez gayement
Von Genf bis Basel: Mitsingkonzert zum Reformationstag
SJnget frölich Gotte / der vnser Stercke ist! übersetzt Luther, Chantez gayement / A Dieu nostre force dichtet Clément Marot im Auftrag von Jean Calvin. Weitere Übertragungen z.B. ins Niederländische und sogar auf Rätoromanisch folgen. Diese Schweizer Psalmvertonungen mit internationaler Relevanz werden zum Reformationstag präsentiert: Beginnend mit einstimmigen Melodien Mitte des 16. Jahrhunderts in Genf, nimmt der Genfer Psalter im Laufe der Jahre unterschiedliche Formen an. Die vierstimmige Version aus dem Druck Mareschalls (Basel, 1594) ist wegen der Diskantmelodie besonders interessant.
Am Vortag und am Tag des Konzertes findet ein Workshop statt, in dessen Rahmen es die Möglichkeit gibt, diese Vokalpolyphonie aus der originalen Stimmbuchnotation zu lesen. So werden einige Sätze im Konzert durch Vokalensemble und Publikum gemeinsam erklingen. Ob «nur» zum Zuhören oder auch zum Mitsingen: Herzliche Einladung zu diesem etwas anderen Herbstkonzert! Informationen und Anmeldung zum Workshop: oder 079 7448548
Jean-Christophe Groffe – Gesang; Leitung
Doron Schleifer, David Munderloh, Matthieu Romanens – Gesang
Olivier Wyrwas – Regal
Verantwortung: Tabea Schwartz
28. November 2021
Un niño nos es naçido
Villancicos zur Vorweihnachtszeit
Lieben, Hoffen, Leiden... Trinken... und Glauben. Das Villancico entwickelte sich in der Renaissance zu einer der beliebtesten Gattungen mehrstimmiger Musik auf der iberischen Halbinsel. Gegen Ende der Epoche, im späten 16. Jahrhundert, wurden hier, wie in den lateinamerikanischen Kolonien, neben den weltlichen auch die geistlichen Villancicos immer beliebter. Unser Programm läutet den Advent mit weihnachtlichen Villancicos aus dem Cancionero de Upsala (1556) und geistlichen Villanescas von Francisco Guerrero (1589) ein. Weltliche Villancicos auf Spanisch und Portugiesisch von Juan del Encina, Luis Milan, Mateo Flecha el Viejo, Cristóbal de Morales und anderen ergänzen das Programm und zeigen, wie vielfältig diese Gattung war und ist.
María Cristina Kiehr – Gesang
Elam Rotem – Gesang, Cembalo
Félix Verry – Renaissancevioline, Perkussion
Maria Ferré – Renaissancelaute, Vihuela, Renaissancegitarre
Giovanna Baviera – Gambe, Gesang
Ivo Haun – Gesang, Laute; Leitung
Verantwortung: Marc Lewon
26. Dezember 2021
Noël normand 1474
Das Weihnachtsspiel von Rouen: Musik für Engel und Hirten
Rouen, 1474: Wie in den Städten und auf dem Land üblich wird die Weihnachtsgeschichte erzählt; man folgt dem bekannten Ablauf bis zum freudigen Abschluss mit der Heiligen Familie im Zentrum. Es lohnt sich aber, einen Schritt zurückzutreten und die Geschehnisse aus einer grösseren Perspektive zu betrachten; so rücken die vermeintlichen Nebencharaktere ins Blickfeld: Die Hirten machen sich auf den Weg nach Bethlehem und die Engel wachen über sie. Sie alle treten mit ihrer eigenen Musik in zeitgenössischen Kompositionen auf; Engel singen mit Laute, Harfe und Orgel, Hirten zu den pastoralen Klängen von Fidel und Flöte, Dudelsack und Drehleier. Die Verse des Rouen-Spiels werden nach Art der Zeit den Melodien aus wunderschön dekorierten Liederbüchern des Adels unterlegt und verschmelzen so zu einer einzigartigen Interpretation des traditionsreichen Werkes.
Zwölf Musiker*innen / Gesang, Flöte, Fidel, Dudelsack, Drehleier, Harfe, Laute, etc.
Marc Lewon, Elizabeth Rumsey und David Fallows – Leitung